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Catching the Frisbee

Was ist das Geheimnis des Erfolgs? Die Antwort ist einfach, wie in vielen anderen Bereichen der komplexen Entscheidungsfindung.


„Einen Frisbee zu fangen, ist schwierig. Um erfolgreich zu sein, muss der Fänger ein komplexes Gleichungssystem physikalischer und atmosphärischer Faktoren lösen, darunter Frisbee-Rotation und Windgeschwindigkeit. Würde man einen Physiker beauftragen, das erfolgreiche Fangen mathematisch zu beschreiben, würde er unter anderem Newtons Gesetze der Schwerkraft verstehen und anwenden müssen.

Doch trotz dieser Komplexität werden Frisbees bemerkenswert häufig gefangen. Empirisch wissen wir ebenfalls, dass es dafür gerade keinen Doktor der Physik benötigt! Es ist eine Aufgabe, die sogar ein durchschnittlicher Hund meistern kann. In der Tat: Einige Hunde, wie die Rasse der Border Collies, sind besser als Menschen im Frisbee fangen.

 

Also: Was ist das Geheimnis des Erfolgs? Die Antwort ist einfach, wie in vielen anderen Bereichen der komplexen Entscheidungsfindung. Oder besser gesagt: Die Antwort ist, es einfach zu halten. Studien haben nämlich gezeigt, dass der dem Frisbee hinterher jagende Hund einer einfachen Faustregel folgt: mit einer Geschwindigkeit zu laufen, so dass sein Blickwinkel auf den Frisbee in etwa konstant bleibt. Menschen folgen einer identischen Faustregel.“

 

Eine Erfolg versprechende Aktie an den Finanzmärkten zu finden, ist schwierig. Um erfolgreich zu sein, muss der Anleger ein komplexes Gleichungssystem ökonomischer und und psychologischer Faktoren lösen, darunter die Bewertung des Aktienpreises, die Einschätzung der Charttechnik und des Börsen-Sentiments. Würde man einen Ökonomen beauftragen, eine Anlageempfehlung mathematisch zu beschreiben, würde er unter anderem die Psychologie der Anleger verstehen und vorhersagen müssen.

 

Doch trotz dieser Komplexität können auch Privatanleger erfolgreich Aktien handeln. Empirisch wissen wir ebenfalls, dass es dafür gerade keinen Doktor der Mathematik benötigt! Es ist eine Aufgabe, die ein durchschnittlicher, vernünftiger Mensch bewältigen kann. In der Tat: Einige Anleger, wie zum Beispiel die Top 100 auf Sharewise, sind in der Lage, Aktien zu identifizieren, die die durchschnittliche Indexentwicklung übertreffen (hier gemessen als relative Entwicklung im Vergleich zum Stoxx Europe 600 Index).

 

Also: Was ist das Geheimnis des Erfolgs? Die Antwort ist einfach, wie in vielen anderen Bereichen der komplexen Entscheidungsfindung. Oder besser gesagt: Die Antwort ist, es einfach zu halten. Studien haben nämlich gezeigt, dass erfolgreiche Anleger einige einfache Faustregeln aufstellen und umsetzen:

  • Sie folgen einer Strategie, die sie kontinuierlich weiterentwickeln.
  • Sie setzen sich realistische, persönliche Ziele.
  • Sie kontrollieren ihre Entscheidungen und lernen aus Fehlern.
  • Sie handeln nicht zu oft, sondern halten sowohl die Kosten als auch die Emotionen
    und den Drang „etwas zu tun“ unter Kontrolle.

Last but not least benötigen solche Anleger aber auch ein bisschen Glück. Dass sie die Entwicklungen der Zukunft nicht 100-prozentig sicher prognostizieren können, müssen sie akzeptieren und um die Psychofallen bei der Geldanlage wissen.

 

Manch einer mag weiter anzweifeln, dass einfache Faustregeln beziehungsweise eine Strategie wirklich so wichtig sind für einen nachhaltigen Anlageerfolg. Und es wird möglicherweise in Kommentaren darauf verwiesen werden, dass andere Dinge wichtiger sind: Dass es Studien gibt, denen zufolge passives dem aktiven Investieren überlegen ist, dass es auf Diversifikation, Risiko- und Moneymanagement oder Portfolio-Allokation viel mehr ankommt, dass man auch auf die Steuern achten muss - usw. usf.

 

Diese Komplexität verstellt aber oft den Blick auf das Wesentliche.

 

Der Kernpunkt bleibt: Ohne Strategie funktioniert weder aktives noch passives Investieren. Was erfolgreich ist, muss jeder für sich definieren – Rendite, Risiko, Aufwand, Verantwortung gilt es abzuwägen. Gerade für komplexe Fragen und Systeme haben sich einfache, heuristische Regeln als überaus effizient und praktikabel erwiesen.

 

P.S.: Die Idee zu diesem Artikel verdanke ich einer Veröffentlichung von Andrew G. Haldane, Ökonom bei der Bank of England. Der 1. Abschnitt ist eine fast wörtliche Übersetzung seiner Einleitung, wobei es aber in seinem Artikel nachfolgend um die Finanzkrise geht, wie man solche Krisen zukünftig vermeiden und erkennen kann, wie man Banken und Finanzinstitutionen kontrollieren und überwachen sollte. 

 

Diesen Artikel habe ich erstmals auf www.der-privatanleger.de veröffentlicht.

 

(c) 2014 Covacoro

 

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