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Glaskugelblick: nur noch 50 Schritte

Stammsitz der HOCHDORF-Gruppe, Quelle: Unternehmen

Gefühlt war der Januar ein sehr guter Börsenmonat, legten doch viele Einzelwerte deutlich zu.

 

In den USA konnten die Indizes Dow Jones und S&P500 beispielsweise um 6 Prozent zulegen. Die Börsenampel stand auf Grün. Dann kam der Februar und radierte binnen weniger Tage die Gewinne mehrerer Monate aus.

 

Nun ist die Unsicherheit groß, ob es sich nur um eine Korrektur handelt oder um den Anfang einer Baisse. Steht die Börsenampel schon auf Rot? Auch meine Glaskugel hat auf diese Frage keine Antworten. Aber vielleicht interessieren ja meine Leser ein paar statistische Zahlen und die 50 Schritte bis zur Trendumkehr?

 


DER JANUAR-EFFEKT

 

Mit Gefühlen ist es ja so eine Sache. Legt das eigene Depot in einem Monat um 5, 6 oder mehr Prozentpunkte zu, so sind die meisten Anleger sicher hochzufrieden. Steigt der Markt am Beginn des Jahres wird man öfters in den Medien lesen, dass das der bekannte Januar-Effekt sei und ein gutes Omen für den Rest des Börsenjahres. Fällt der Markt hingegen, wie beispielsweise 2016, werden umgehend Artikel platziert, dass wohl ein Minus-Jahr zu erwarten ist. Diese Saisoneffekte sind meiner Meinung nach für langfristig agierende Anleger eher eine gefährliche Ablenkung und verleiten dazu, taktisch zu agieren, statt seiner eigenen Investmentstrategie treu zu bleiben. 

 

Was aber sicher nützlich ist, ist das Wissen darum was ein "guter" bzw. "sehr guter" und was ein "schwacher" bzw. "schlechter" Börsenmonat tatsächlich ist. Denn für die meisten Monate gilt, dass die Änderungen eher klein sind: im Bereich von plus/minus 3 Prozent. Das folgende Chart zeigt zunächst die Monatsrenditen des DAX für die Jahre 2013 bis 2018.

 

DAX Monatsrenditen 2013-17
DAX Monatsrenditen 2013-17

Im Januar 2018 legte der DAX um 2.1 Prozent zu und das war letztlich ein durchschnittlicher Monat, wie der Blick auf die vergangenen 5 Jahre lehrt. Auch das ein Markt um 5 oder mehr Prozent steigt oder fällt, ist gar nicht so selten, wie es vielen Anlegern nach der niedrigen Volatilität des Vorjahres erscheint. In den vergangenen 60 Perioden kam das 11-mal mit positivem und 5-mal mit negativem Vorzeichen vor.

 


DAX IM RAUSCH UND IM KATER

 

Der Einbruch am Jahresanfang 2016 liegt noch nicht sehr weit zurück, trotzdem können sich die wenigsten Anleger momentan vorstellen, dass es auch deutlich zweistellig ins Minus gehen kann. Ich schließe mich dabei nicht aus, denn viele ökonomische Indikatoren bescheinigen der Weltwirtschaft und den Unternehmen derzeit positive Aussichten.

 

Deshalb habe ich nach einer Statistik gesucht, die weiter in die Vergangenheit zurückreicht und dabei hilft, die Sonnenbrille abzunehmen und durch eine Klarsichtbrille zu ersetzen. Was war ein sehr guter, was ein sehr schlechter Börsenmonat in der Historie?

 

Fündig geworden bin ich auf boerse.de. Die Seite stellt sowohl die Top10 als auch die Flop10 Monate für den DAX zusammen und bietet ähnliche Tabellen auch auf Jahres- und Tagessicht. Für den Dow Jones möchte ich auf den Wikipedia-Artikel zu den größten Tagesgewinnen und -Verlusten verweisen, sowie erneut auf die nützliche Statistik-Seite von boerse.de. 

 

Die besten DAX-Monate seit 1959, Quelle: boerse.de
Die besten DAX-Monate seit 1959, Quelle: boerse.de

 

Wie man der obigen Tabelle entnehmen kann, treten sehr gute Börsenmonate zu jeder Jahreszeit auf. Es fehlen nur März, September und Oktober ;-)  Wenn wir von einem sehr guten Monat sprechen wollen, sollte das Plus schon größer als 10 Prozent sein.

 

Die schlechtesten DAX-Monate seit 1959, Quelle: boerse.de
Die schlechtesten DAX-Monate seit 1959, Quelle: boerse.de

 

Die zweite Seite der Medaille sind die Monate mit deutlichen Kursverlusten. Ist es tröstend, dass hier nur einmal ein Januar und kein Februar vorkommt und eine Häufung im Herbst stattfindet? Die Prozentzahlen sind jedenfalls zweistellig, jenseits der 14 Prozent nur mit negativem Vorzeichen. Zum Vergleich: das momentane Minus im DAX seit Beginn des Februars beträgt - 8 Prozent.

 

Wer solche Monate bisher nicht miterlebt hat, der kennt vermutlich auch nicht die 50 Schritte bis zur Trendumkehr. Ich durfte sie schon mehrfach üben und bin immer noch nicht perfekt darin, nicht ins Stolpern zu geraten. Viel Spass ;-)

 


DIE 50 SchRITTE BIS ZUR TRENDUMKEHR

 

-1%   Ach ja.

-2%   Normal.

-3%   Gesund.

-4%   Pausiert bloß.

-5%   Kleiner Rücksetzer wie erwartet.

-6%   Die zittrigen Hände rausschütteln.

-7%   War ja klar nach dem Anstieg.

-8%   Überfällig.

-9%   Gähn, immer noch einstellig.

-10%  Gesunde Korrektur, kann ja nicht immer steigen.

-11%  Darauf habe ich gewartet.

-12%  Nur nicht nervös werden.

-13%  Das geht vorbei.

-14%  Ich bin gut diversifiziert.

-15%  Jetzt rappelt es im Karton.

-16%  Vielleicht sollte ich einen Put kaufen.

-17%  Aktien sind langfristig immer gestiegen.

-18%  Ich bin sowieso wie Odysseus unterwegs.

-19%  Vielleicht sollte ich doch Charttechnik betreiben.

-20%  Ok, keine Korrektur, sondern richtig ernst.

-21%  Das nächste Mal bin ich eher raus.

-22%  Das nervt allmählich.

-23%  Zeit sich nach attraktiven Value-Werten umzuschauen.

-24%  Ich will sowieso nur die Dividenden.

-25%  Das macht jetzt gar nichts, ich spare ja noch.

-26%  Ich bin ein Langzeit-Investor.

-27%  Hätte ich doch bloß die Immobilie gekauft.

-28%  Warum hat mir das niemand vorher gesagt.

-29%  Ich war einfach zu früh dran.

-30%  Jetzt ist aber gut.

-31%  Warum muß mir das passieren.

-32%  Ist das jetzt der Boden?

-33%  Kaufen, wenn Blut auf den Straßen fließt.

-34%  Daran ist bloß der Trump, der Putin, der Erdogan Schuld.

-35%  Ich bin stärker als die Herde.

-36%  Kurse, welche Kurse? Ich schau nur noch monatlich ins Depot.

-37%  Arbeite ich halt 5 Jahre länger bis zur Rente.

-38%  Jetzt habe ich aber langsam die Schnauze voll.

-39%  Ich halt das nicht mehr aus !

-40%  Ich sollte verkaufen, das wird noch schlimmer.

-41%  Oder doch aussitzen.

-42%  Tagesgeld ist doch nicht so schlecht.

-43%  Oder kaufe ich besser Gold?

-44%  Alles ist besser als Aktien.

-45%  Ich habe alles verkauft.

-46%  Nie wieder rühre ich dieses Teufelszeug an.

-47%  Endlich hat es Ruhe.

-48%  Mann, bin ich froh, dass das hinter mir liegt.

-49%  Siehste, es fällt noch weiter.

-50%  Tiefpunkt und Trendumkehr.

 

Das ist natürlich keine Anleitung, wie man sich verhalten soll.

 

Nur eine eigene Meinung zum Depot, zu den enthaltenen Werten, zur Wirtschaft und Börse eröffnen die Chance, dieser Abwärtsspirale zu widerstehen und langfristig erfolgreich zu sein. Ich hoffe, mein Blog und seine Artikel sind dabei ein wenig hilfreich.

 

 

(c) 2018 Covacoro

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Prof (Sonntag, 11 Februar 2018 10:24)

    Hi Covacoro,
    der Teil 1 war wieder sehr informativ. Die Top-Flop Statistiken waren hochinteressant. Natürlich muss man hier beachten, dass es sich stets um die kompletten Monate, also 1. - 31. handelte. Es kann im Laufe von 30 Tagen noch etwas anders aussehen, wenn man das Zeitfenster verschiebt. Aber die Statistik liefert mal eine Orientierung.

    Sehr witzig sind ja Deine 50 Schritte. Auf so etwas muss man erst mal kommen! Auch hier ein kleines Aber: Das Platzen der Dotcom Blase brachte über 70% Kursverlust. Nicht, dass ich das jetzt ausrufe, die Wahrscheinlichkeit liegt wohl unter 1%. Aber an der Börse ist alles möglich!

  • #2

    Covacoro (Sonntag, 11 Februar 2018 11:45)

    Ich hoffe halt auch, dass es das nächste Mal nicht 70 Schritte sind :-)

  • #3

    Hans Peter (Samstag, 17 Februar 2018 14:58)

    Siehe auch hier http://theirrelevantinvestor.com/2018/02/09/35-steps-to-a-market-bottom/. Sehr ähnlich!