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3+1=5 - der andere Wochenrückblick KW46/16

Im heutigen Wochenrückblick kommt auch dieser Blog nicht umhin, sich mit Donald Trump zu beschäftigen, der zum 45. Präsidenten der USA gewählt wurde. Was wird die Zukunft bringen - geopolitisch und wirtschaftlich betrachtet? Die kurze, ehrliche Antwort: Wir wissen es nicht.

Anbei eine Zusammenstellung von Artikeln die ich zum Thema lesenswert fand.


 

Los geht es mit dem Artikel Die seltsame Ent-trumpung von Donald Trump von Markus Diem Meier. Ist Ihnen auch aufgefallen, wie sich die Berichterstattung seit der Wahl geändert hat? Diesem Phänomen geht der Autor nach und fällt ein vernichtendes Urteil: kognitive Dissonanz. Wenn die Realität hart zu ertragen ist, sucht man sich das Positive und redet die Dinge schön. Genau das passiert jetzt!

 

Die politische und ökonomische Realität sieht aber weiter angespannt und düster aus. Dem Urteil der Finanzmärkte und ihren Reaktionen sollte man in diesem Zusammenhang nicht zuviel Gewicht bemessen - auch diese haben schon oft falsch gelegen. In Erwartung höherer Staatsausgaben und einer Repatriierung von amerikanischen Auslandsgeldern steigen die langfristigen Zinsen und im Gleichschritt der Dollar seit der Wahl deutlich.

 

Doch es sind auch Zweifel angebracht, ob die Pläne realisierbar sind.


 

Eher kritisch äußert sich Brian Singer in der FuW. Aus seiner Sicht sollte die momentane Trump-Euphorie bald verfliegen. Seine wesentlichen Argumente: die Investitionen in die Infrastruktur werden sehr viel mehr Zeit benötigen, als derzeit angenommen wird. Die Pläne zu niedrigeren Steuern für Unternehmen einerseits und zur Einschränkung des Aussenhandels andererseits wären nur gegen Widerstände umsetzbar und würden sich gegenseitig torpedieren. Deshalb sieht er keine rasche Reflationierung, denn der positive Effekt auf die US-Wirtschaft dürfte durch höhere Zinsen und neue Handelsbarrieren aufgehoben werden.

 

Eine positivere Sicht der Dinge legt Daniel Stelter in seiner Kolumne für das Manager Maganzin dar. Unter dem Titel Trump kann die Eiszeit überwinden schreibt er: "Ein massives Investitionsprogramm in Infrastruktur im Volumen von einer Billion US-Dollar und Steuersenkungen dürften eine erhebliche Wirkung auf Beschäftigung, Löhne und damit auch Inflation in den USA haben. Ein solcher Konjunkturaufschwung würde mehr Leute in Arbeit bringen und zugleich die Schuldenlast der privaten Haushalte tragbarer machen. Kombiniert Trump dies mit einer Steuersenkung für die im Ausland gebunkerten Gewinne der US-Konzerne könnte er einen Teil des Programmes aus diesen Erlösen finanzieren, den Rest dürfte er trotz des Zinsanstiegs der letzten Wochen am Kapitalmarkt bekommen - im Zweifel von der Fed."

Sollte sich zeigen, dass diese Fiskalpolitik erfolgreich ist, rechnet er mit Nachahmung in Europa und weltweit.


 

Last but not least noch ein Artikel von Mark Dittli. In Die Grafik, die Trump erklärt geht es um die Einkommensentwicklung weltweit seit Beginn der Globalisierung. Und es wird die These aufgestellt, dass die unteren und mittleren Schichten der westlichen Industrienationen die Verlierer der Globalisierung sind, weil sie Einbußen hinnehmen mußten. Wenn diese Bevölkerungsschicht ein Ventil erhält, ihre Gefühle bei einer Wahl oder einem Referendum  kundzutun, dann tut sie es: so geschehen beim Brexit und bei Trumps Wahlsieg. Deshalb geht es hier nicht um ein rein amerikanisches Phänomen, sondern es betrifft alle Industrieländer. 

 

Interessante Lektüre wünscht

Covacoro

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Malte (Samstag, 19 November 2016 22:20)

    Hallo Covacoro,

    Habe gerade mal wieder deinen Blog und dein Wikifolio durchstöbert-interessant!!Habe gesehen, dass du im Oktober nochmal bei AT&S rein bist. Was sagst du jetzt nach den Halbjahreszahlen dazu? Worauf begründet sich deine Zuversicht trotz negativer Gewinne?
    Die Branche ist nämlich sehr interessant wie ich finde...
    Grüße und weiter so
    Malte

  • #2

    Covacoro (Sonntag, 20 November 2016 12:56)

    Hallo Malte,
    kurzfristig gesehen, werden die Gewinne bei AT&S noch leiden und die HJ-Zahlen enthielten nur insofern Neues, als dass man jetzt auch in Shanghai investiert. Langfristig denke ich, dass das Unternehmen alles richtig macht. Die (Fremdkapital)-Zinsen können eigentlich nur zukünftig steigen, also warum Investitionen aufschieben? Wer technologisch vorn dran bleiben will, muss langfristig denken.
    Das wird sich über die Zeit auszahlen, wenn man geduldig dabei bleibt.
    Covacoro