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Gastartikel: Bringen Börsenbriefe einen Mehrwert?

Heute veröffentliche ich auf Covacoro.de den ersten Gastartikel und hoffe, dass noch viele weitere folgen werden. Die Autorin ist Diplom-Ökonomin Beate Grützner, die als Anlegercoach und freiberufliche Autorin in Dresden tätig ist. Sie hat seit 2008 bereits drei Bücher veröffentlicht, die eine kritische und differenzierte Betrachtung verschiedener Themen rund um die Vermögensbildung beinhalten und war damit ihrer Zeit um Einiges voraus ("Beratungsfalle Bank" (2008), "Abenteuer Geldanlage" (2009), "Bankerin ohne Bank" (2011)). Unabhängigkeit und solide Fachkenntnisse zeichnen sie aus, weshalb ich froh bin, dass wir in 2016 eine Zusammenarbeit begonnen haben. Wer mehr über sie erfahren will, sollte der Webseite www.beategruetzner-finanzen.de einen Besuch abstatten. Ihr erster Artikel trägt den Titel: Bringen Börsenbriefe einen Mehrwert?

 


BRINGEN BÖRSENBRIEFE EINEN MEHRWERT?

Ein Börsenbrief wird von Analysten, Vermögensverwaltern und sonstigen Finanzexperten in einem bestimmten Rhythmus herausgegeben. Börsenbriefe empfehlen Aktien und andere Wertpapiere zum Kaufen oder Nichtkaufen. Man kann sie sowohl über Internet als auch in Papierform beziehen. Es gibt kostenlose und kostenpflichtige Exemplare, die man abonnieren kann. Börsenbriefe sind für Trader oder Anleger geschrieben, zugrunde liegen ihnen fundamentale und charttechnische Analysemethoden. Favorisiert wird das Handeln mit Aktien, CFD´s, Futures und Optionen.

 


Wonach sollten Privatanleger Börsenbriefe auswählen?

Anleger sollten sich vor Augen halten, dass der Herausgeber eines Börsenbriefes natürlich auch seine eigenen Interessen verfolgt. Bei kostenfreien Exemplaren können das das Sammeln von Adressdaten und der spätere Verkauf anderer Produkte sein. Welche Qualität kann ein kostenloser Börsenbrief haben? Wenn er gut gemacht und seriös recherchiert ist, war damit ein gewisser Arbeitsaufwand verbunden, der auch vergütet werden sollte. Unseriöse Anbieter von Börsenempfehlungen versuchen vielleicht sogar, die Kurse ihrer eigenen Aktien hochzutreiben, um sie dann rechtzeitig wieder zu verkaufen. Börsenpublikationen, die ausschließlich kleine und marktenge Werte bewerben, könnten darauf hinweisen.  

 

Börsenbriefe sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Horrenden Gewinnversprechen oder garantierten Prophezeiungen sollte man keinen Glauben schenken. Im Internet gibt es Ranglisten, Vergleiche und Empfehlungen für Börsenbriefe, sie dienen einer ersten Orientierung, zum Beispiel unter www.boersennews.de/boersenbriefvergleich. Es empfiehlt sich, die Tipps von Börsenbriefen erst einmal in Musterdepots nachzuvollziehen. Gratis Probe-Abos können bei der Einschätzung helfen.

 

Langjährige Erfahrungen bei der Herausgabe eines Börsenbriefes sind ein Qualitätskriterium, immerhin findet dieser Brief schon seit Jahren genügend Leser und kann deshalb nicht jedes Mal falsch liegen. Persönliche Informationen zum Börsenbrief-Herausgeber sollten schnell und einfach verfügbar sein. Wie war der berufliche Werdegang des/der Autoren?

 

Anleger sollten jedoch nicht erwarten, dass sie mit Börsenpublikationen ausschließlich richtige Anlageentscheidungen treffen. Ein Börsenbrief ohne Anlageirrtümer ist keine Referenz aus der Praxis, weil es sie nicht gibt. Bereits die Form und der Umfang sagen einiges über die Seriosität der Ratschläge aus. Ein Börsenbrief ohne bewährte, begründete Börsenstrategie ist in den allermeisten Fällen kein Geld wert. Der Brief sollte exakt formuliert, gut recherchiert, fundiert begründet sein und nachvollziehbar seine Anlagestrategie darlegen.

 

Ideal ist es, wenn Börsenbriefautoren nicht nur auf Chancen hinweisen, sondern sich auch mit den Risiken ihrer Anlageempfehlungen auseinandersetzen. Kein Börsenbriefschreiber kann eine seriöse Zukunftsprognose abgeben. Wenn man bedenkt, wie oft Experten beim Timing daneben lagen und wie viele unterschiedliche Kursziele und Handlungsempfehlungen es zu einer einzigen Aktie in zahlreichen Börsenbriefen und Analystenkommentaren geben kann, sollten nicht nur Selbstentscheider Mut zur eigenen Meinung haben. Anleger können die beschriebenen oder ihnen unbekannte Werte zur Anregung aufgreifen, um sich eigenständige Gedanken zu machen und zu entscheiden, ob diese Papiere zu ihrer Person und ihren Zielen passen.

  


Worauf sollte man beim Abo eines Börsenbriefes achten?

 

Es muss klare Regelungen für den Widerruf und die Kündigung des Abonnements geben. Welcher Preis für ein Börsenbrief-Abo angemessen wäre, ist nicht so einfach zu beurteilen. Meines Erachtens sollte sich eine Veröffentlichung, die im Jahres-Abo mehr als 500 Euro kostet, mit professionellen Einschätzungen schon deutlich aus der Masse herausheben, um diesen Preis zu rechtfertigen. Inhalte und keine Gratis-Geschenke sollten im Mittelpunkt stehen, ein Impressum ist Pflicht. Unaufgefordert zugesandte Börsen-Empfehlungen müssen stutzig machen, keinesfalls dürfen Kleinanleger auf nachfolgende Telefonangebote zum „Probe-Investieren“ kleiner Beträge reagieren. Seriöse Börsenbrief-Redaktionen verlangen keine direkten Investitionen in ihre Werte.

 


FAZIT

Für Trader und Investoren kann ein Börsenbrief am Anfang nützliche Anregungen geben. Zweckmäßig sind Börsenbriefe, die ihre Aktienempfehlungen mit Anlagestrategien untermauern und das wirtschaftliche Umfeld in ihre Bewertung einbeziehen. Ein blindes Nachvollziehen von Wertpapierkäufen, die der Börsenbrief empfiehlt, bringt oft schlechte Ergebnisse. Kein Börsenbrief garantiert verlässlich Gewinne, jedoch haften Anleger für Verluste in jedem Fall selbst. Eine eigene Meinung hilft, weniger Chancen zu verpassen und große Verluste zu vermeiden. Bessere Anlageergebnisse fangen mit gesparten Abo-Kosten an.

 

Beate Grützner, April 2016

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Covacoro (Sonntag, 17 April 2016 12:55)

    Vielen Dank für den Gastartikel!
    Von meiner Seite 2 Ergänzungen: bevor man ein Abo abschließt, kann man auf http://boersenkiosk.de einzelne Exemplare erwerben und Probe lesen. Meist gibt es ja nur Jahresabos oder es wird mit Werbeaktionen a la "nur jetzt so günstig" versucht, Kaufdruck aufzubauen. Die zweite Ergänzung: man sollte sich davor hüten, nur Bestätigung der eigenen Meinung zu suchen oder vor Autoren, die für Alles eine Erklärung haben (siehe das Zitat in der Seitenleiste von N.Taleb bzw. mein Blogartikel "Schaue bewusst über den Tellerrand"
    Covacoro