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Die 3 Hauptsätze des Investierens

Read in May and stay invested!

Der Finanzwesir Albert Warnecke hat im Mai einen Artikel geschrieben, der unter anderem das Marmeladen-Regal-Syndrom erwähnt, dass viele Neulinge befällt:

 

Die Qual der Wahl haben, sich endlos Gedanken machen, über das Wie, Was und Warum und die Produktauswahl, statt anzufangen.

 

 

Damit lag dieser Passivraucher an den Anlagemärkten :-) mal wieder ziemlich genau auf meiner Wellenlänge, auch wenn wir unterschiedliche Strategien im Detail bevorzugen. In meinem Artikel Investieren lernen: 70-20-10 klang dieser Gedanke ja bereits an.

 

Also dachte ich mir, ich greife das auf und gebe meinen Senf dazu, welche 3 Hauptsätze der Thermodynamik, ehem, des Investierens ich jedem Interessierten mit auf den Weg geben würde. So ganz physikalisch praktisch eben und mit einem Augenzwinkern.

 


DER ERSTE HAUPTSATZ

Fang mit Investieren so früh wie möglich an,

halte es einfach und konzentriere Dich auf die Dinge,

die Du selbst beeinflussen kannst.

 

Planlos sollte man sich in das Abenteuer Geldanlage nicht stürzen. Aber eben auch nicht versuchen, die Irrungen und Wirrungen des Lebens und der Börse vorauszusehen.

 

Der erwähnte Artikel vom Finanzwesir fasst diesen Punkt zusammen: Lege die Asset Allokation fest und starte so früh wie möglich, diese herzustellen. Regele das Logistische (Depot, Sparplan etc.) und minimiere die Kosten. Suche ein Produkt, dass Du verstehst und welches "gut genug" ist. Keep it simple.

 


DER ZWEITE HAUPTSATZ

Setze Dir ein ehrgeiziges Anlage-Ziel,

schreibe es auf und

vermeide eindimensionales Denken.

 

 

Immer wieder zu beobachten: Das erste Depot ist da und dann startet die Optimierwut. Mehr Rendite muss her oder kann man nicht mit Optionsgeschäften gleich noch das Risiko senken? Und wäre es nicht ganz toll, weitere Renditequellen anzuzapfen, wie P2P Kredite, sein Geld noch härter arbeiten zu lassen und sich noch stärker zu diversifizieren? 

 

Finde ich nicht so toll. Meist liegt dieser Impuls daran, dass man sich noch nicht ausreichend damit beschäftigt hat, welches Ziel man mit seiner Geldanlage wirklich erreichen will und worauf es einem dabei wirklich ankommt.

 

Eindimensional gedacht: Diversifikation ist immer gut. Mehrdimensional gedacht: je mehr Assetklassen, desto mehr Arbeit.

 

Eindimensional gedacht: Rendite steigern ist gut. Mehrdimensional gedacht: Eigentlich will ich mein Ziel sicher erreichen und vor allem das Risiko begrenzen.

 

Eindimensional gedacht: Da kann ich 10% rausholen, wenn ich 500 Euro investiere. Mehr dimensional gedacht: Peanuts und hoher Aufwand.

 

So ist es gar nicht selten, dass Fokussierung der bessere Weg ist. Wer sich mit einer Sache immer besser auskennt, kann mehr Randbedingungen beachten und erfolgreicher sein. Außerdem fällt es so leichter, den Überblick zu bewahren.

 

Und schließlich führen immer mehrere Wege nach Rom: Manchmal ist es besser, einfach die Sparrate systematisch zu steigern und ein größeres Rad zu drehen, als zu versuchen noch 1 oder 2 Prozentpunkte mehr Rendite zu erzielen.

 

 


DER DRITTE HAUPTSATZ

Akzeptiere, dass Fehler passieren und

dass Du nicht alles vorhersehen kannst.

Lerne dazu, halte durch - alles halb so schlimm.

 

 

Geldanlage wird meistens zu komplex dargestellt, darüber ist man sich schnell einig. Allein die Welt der Finanzbegriffe und die zahlreichen sachlichen und psychologischen Fallstricke.

Was aber genauso zu beobachten ist: die Wirkung von Fehlern oder Fehlgriffen wird gerne drastisch übertrieben.

 

Den "falschen" Investmentfonds oder den "falschen" ETF gewählt - oh mein Gott - nach 5 Jahren habe ich nur 5% p.a. erzielt. Zur "falschen" Zeit eine Aktie ge- oder verkauft, so ein Mist, Weltuntergang. Mal seinen Gefühlen nachgegeben und impulsiv gehandelt: Katastrophe.

 

Aber das ist maßlos übertrieben und nur ein etwas schlechter von einem guten Ergebnis. Fehler können korrigiert, eingegrenzt und kompensiert werden - wenn man sie akzeptiert und als solche erkennt. Das ist per se in Ordnung. Nur wer aufgibt oder in Schockstarre verfällt, ist aus dem Spiel. Aufgeber gewinnen nie, Gewinner geben nie auf. 

 

 


INVESTIEREN IST WIE GÄRTNERN

Eigentlich sollte ich mir diesen Sprch "Investieren ist wie Gärtnern" einrahmen und über meinen Schreibtisch hängen. Es hat fast 25 Jahre an der Börse und als aktiver Investor gebraucht, bis ich die Sache so auf den Punkt bringen konnte. Kein Satz faßte bisher meine Philosophie so gut zusammen. Vielleicht sollte ich ja meine Internetseite umbenennen?

 

Die Analogien sind jedenfalls frappierend und das sollte uns auch ein Stück weit die Angst vor dem Thema nehmen:

 

Wer gärtnern kann, kann auch erfolgreich investieren!

 

Ein Gärtner wird nie eine Monokultur zulassen, sondern mehrere Pflanzenarten aussäen. Er wird, was nicht wächst oder krank ist, entfernen und Schaden vom ganzen Garten fernhalten. Dabei wird er nicht ungeduldig sein, sondern seinen Schützlingen Zeit einräumen zu wachsen und zu gedeihen. Er erwartet auch nicht jedes Jahr Spitzenerträge, weiß, dass es Unkraut und Schädlinge gibt, bleibt realistisch und bodenständig.

 

Ein Gärtner wird regelmäßig düngen, wässern und nach dem Rechten sehen. Er wird Pflanzen, die hohe regelmäßige Erträge bringen, hegen und pflegen sowie wissen, dass es andere Pflanzen gibt, die nur einmal im Leben in voller Blüte stehen, was auch seine Berechtigung und Nutzen im Garten hat.

 

Er wird etwas, dass zuviel Platz einnimmt, zu groß oder zu dominierend geworden ist, beschneiden und zurücktrimmen. Kurz, er wird für Balance sorgen und den ganzen Garten im Blick haben und nicht nur einzelne Beete oder Pflanzen. Ein Gärtner weiß, dass ein Fehler keine Katastrophe ist und er jedes Jahr aufs Neue gefordert ist. Aber mit der Zeit, mit der Erfahrung, wird er sich auch immer mehr freuen können, wie sein Garten sich entwickelt hat.

 

Wer wie ein Gärtner handelt, kann Gewitter und Stürme überstehen und wird die Früchte seiner Bemühungen früher oder später ernten. Er kann an den Finanzmärkten nicht verhungern. Nur Mut, das kannst Du auch!

 

 

(c) 2018 Covacoro

 

 


 

"Hast du einen Garten und eine Bibliothek,

dann hast du alles, was du brauchst."

 

Cicero

 

 


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Kommentare: 6
  • #1

    Prof (Montag, 11 Juni 2018 21:13)

    Ja das ganze Ding ist eine Optimierung.
    Geldvermehrung ist keine Ingenieurtätigkeit sondern ein Wechselspiel von Planung, externen Ereignissen und Glück.
    Man muss seine eigenen Grundsätze entwickeln und bei diesen bleiben. Ein Ausbalancieren des Depots wird aber erforderlich sein.

    Der Gärtnervergleich ist wirklich köstlich und einleuchtend. Ist der auf Deinem Mist gewachsen, um bei der Gärtnersprache zu bleiben?

  • #2

    Covacoro (Montag, 11 Juni 2018 22:48)

    Ja, ist er, und wie gesagt, ich bin froh, dass er mir eingefallen ist.

  • #3

    stw (Dienstag, 12 Juni 2018 09:09)

    Die Gartenanalogie ist klasse. Die solltest Du Dir patentieren lassen... ;-)

  • #4

    suchenwi (Freitag, 15 Juni 2018 10:48)

    Es gibt allerdings schon seit dem 10.Mai die Seite "Depotgärtnerei" https://frugalisten.de/forum/topic/depotgaertnerei/ mit teilweise ähnlichen Gedankengängen... :)

  • #5

    Sven (Freitag, 15 Juni 2018 11:02)

    Hallo,

    ich dachte es heißt: Si hortum in bibliotheca habes, deerit nihil. Wenn Du einen Garten in einer Bibliothek hast, dann wird es Dir in nichts mangeln..

    VG
    Sven

  • #6

    Anne (Mittwoch, 20 Juni 2018)

    Hallo erstmal,

    <<...Immer wieder zu beobachten: Das erste Depot ist da und dann startet die Optimierwut. ..>>

    ... mitunter kann man Geldanlagen auch eine Fertigpizza (... also eine Tiefkühlpizza von "Dr. Öcker oder von Schragner" ...) vergleichen. Auf der Packung steht, dass sie im vorgeheizen Ofen bei x° z.B. 13 Minuten lang zu backen ist bis sie fertig ist.
    Habt ihr schon mal versucht, so eine Pizza nach 3 Minuten aus dem Ofen zu nehmen und zu probieren?

    Ähnlich bei Geldanlagen: Zeit abwarten - ständiges Öffnen der "Ofentür" macht die Pizza nicht besser und es hilft auch nicht, wenn man bei den Geldanlagen "ständig" nachsieht, ob sie schon "fertig" sind. Auch hier gilt, dass man Zeit mitbringen muss, wenn's gut werden soll.