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Alle guten Dinge sind drei - Biografien

Bisher habe ich auf meiner Webseite vor allem Sachbücher vorgestellt, so dass sich der Eine oder Andere vielleicht wundert, dass es heute um Biografien gehen soll. Auch ich war zunächst skeptisch, ob dieses Genre tatsächlich Wissen oder neue Erkenntnisse vermitteln kann, denn ich lese auch diese Art von Büchern weniger zur Unterhaltung, sondern eben auch mit dem Wunsch, ein paar gute Gedanken und Ideen zu finden und etwas "mitzunehmen". Die folgenden drei Beispiele kann ich aber uneingeschränkt empfehlen, vor allem für Investoren, die sich als Miteigentümer an Unternehmen sehen und für die es daher interessant ist, Geschäftsmodelle und Unternehmerpersönlichkeiten zu verstehen.


Cover "Zero to One", Campus-Verlag
Zero to One, erschienen 2014 im Campus-Verlag

"Zero to One" wurde von Peter Thiel mit Blake Masters geschrieben und ist im strengen Sinne keine Biografie. Denn hier berichtet ein Investor und Unternehmer darüber, was er unter Innovation versteht und warum sie so wichtig ist. Der Untertitel (Wie Innovation unsere Gesellschaft rettet) schickt dabei ein Glaubensbekenntnis Thiel's voraus: Stillstand ist schlecht, Mut zum Risiko wird belohnt und echte Innovation sichert Zukunft und Wohlstand.

 

Dabei ist es dem Autor, der unter anderem als erster Investor in das Unternehmen Facebook investierte und ein starker Schachspieler war wichtig zu betonen, dass Globalisierung per se kein Fortschritt ist und Innovation nicht horizontal, sondern sprunghaft - from zero to one - entsteht. Er räumt auch gleich mit zwei Mythen auf, die er argumentativ in die Enge treibt: einerseits der Behauptung, dass Innovation durch inkrementale, kleine Schritte und viel "Nachahmen" entsteht, andererseits dass der Konkurrenzkampf die Unternehmen dazu antreibt. Er ist hingegen der Meinung, dass Monopole gut sind und nachhaltig erfolgreich und innovativ sein können. 

 

Dieser kleine Ausschnitt aus den vielen, querbeet-denkenden Ideen aus dem Buch zeigt bereits, dass Peter Thiel kein gewöhnliches Buch veröffentlicht hat. Es gibt sehr viel über seine Persönlichkeit preis und wie er sich selbst in die Gesellschaft einordnet und einzubringen versucht. Deshalb ist das Buch vielleicht so etwas wie eine vorweg genommene Biografie der ersten Lebenshälfte und es ist auch ein gutes Sachbuch, weil man es ohne Weiteres ein zweites Mal lesen kann und erneut auf interessante Fakten und Denkanstöße trifft, die zeitlos zu sein scheinen. 

 

Wer immer noch nicht neugierig auf dieses Buch ist, wird es ja vielleicht nach Lesen des Forbes-Interviews mit Peter Thiel sein, wo er die Frage stellt: “What are you doing that nobody else is doing? What ideas do you have that nobody else has?”. 


Cover "Der Allesverkäufer", Campus Verlag
Der Allesverkäufer, erschienen 2013 im Campus Verlag

Im Buch "Der Allesverkäufer" des amerikanischen Journalisten Brad Stone geht es um Jeff Bezos und Amazon. Der Titel des Buches ist ausgezeichnet gewählt, verdeutlicht er doch das Kernziel des CEOs, zum größten Kaufhaus der Welt im Internet zu werden. Da die Entwicklung vom Start in 1994 bis zum Jahr 2013 verfolgt wird, war das Buch ohne Zweifel eine Mammutaufgabe hinsichtlich der Recherche, Auswertung und Verdichtung des Stoffes auf ca. 400 Seiten. Es ist flott geschrieben und enthält zahlreiche Interviews mit Mitarbeitern, Zeitzeugen, Konkurrenten und Unterstützern. Die Biografie bringt sowohl Anerkennung für den Unternehmer als auch Kritik zum Ausdruck. 

 

Es wird gezeigt, wie Jeff Bezos von Anfang an auf Expansion, Größe und Macht gesetzt hat. Die Leidenschaft, mit der er seine Ziele verfolgt und durchsetzt, das wird im Verlauf des Buches klar, hat auch Schattenseiten: extreme Ansprüche an die Aufopferungs- und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter, extremer Druck und Sparsamkeit als "Firmenkultur". Für Investoren sind andererseits die Fallbeispiele besonders interessant, die darlegen, wie Amazon festgefügte Oligopole aufbrechen konnte, wie es neue Standards definierte und verschiedene Krisen gemeistert hat.

 

Ebenfalls interessant zu lesen, wie und warum Ideen des Managements scheiterten oder zum Durchbruch und Erfolg gelangt sind (zum Beispiel die Geschichten hinter Amazon Marketplace oder den Amazon Web Services genannten cloudbasierten Online-Diensten). Wenn man das Buch gelesen hat, versteht man ein bisschen besser, wie Internetunternehmen und AGs im 21.Jahrhundert im Wettbewerb stehen und funktionieren. Man wird zweifellos eine kritischere Meinung zu Amazon haben, aber auch den Wert von gutem Management im Sinne einer langfristigen Strategie, Durchhaltevermögen und Kundenorientierung schätzen und mit anderen Augen sehen.

 

Daher ist diese Biografie sehr lesenswert.


Cover "Steve Jobs", Bertelsmann-Verlag
Steve Jobs, erschienen 2011 im Bertelsmann-Verlag

Walter Isaacson hat 2011 eine Biografie des Apple-Gründers Steve Jobs nur wenige Wochen nach dessen Tod veröffentlicht. Sie wurde ins Deutsche übersetzt und war ein Spiegel-Bestseller. Das Buch basiert auf mehr als 40 Interviews und als es erschien, war man zunächst erstaunt, dass der nach außen so introvertierte Apple-Chef diesem Projekt seine Zustimmung gegeben hat. Aber laut der Zeitung Guardian, soll Jobs selbst darüber gesagt haben, dass er "...wollte, dass meine Kinder mich kennen. Ich war nicht immer für sie da und ich wollte, dass sie wissen warum, und dass sie verstehen was ich getan habe." 

 

Einige Kernpunkte der Isaacson-Biografie knüpfen hier an: Jobs sei ein genialer Egozentriker, der für seine Vision und seine Ziele mit hohem Einsatz arbeitete, die Familie und seine Gesundheit vernachlässigte oder zurück stellte, sich ein Umfeld schuf, wie er es für richtig hielt. Im Buch spricht man in diesem Zusammenhang vom sogenannten "Reality distortion field", welches sein Charisma bei Apple erzeugte und das er bewußt einzusetzen verstand. 

 

Das Buch ist lesenswert für Apple- und Nicht-Apple-Fans und man sollte sich durch die obige Kritik oder andere Rezensionen keinesfalls abschrecken lassen. Es gibt faszinierende Einblicke in die Interaktion von Design, Technik und Kunst. Es regt zum Nachdenken und Reflektieren an. 

 

P.S. Im November 2015 erscheint unter dem Titel "Becoming Steve Jobs: Vom Abenteurer zum Visionär" eine Biografie, die unter anderem von Tim Cook initiiert wurde und das Ziel hat, einige "Missverständnisse" über den Apple Gründer zu beseitigen. Ein Hintergrund-Artikel ist zum Beispiel auf welt.de unter diesem Link erschienen. 


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